Rezension – Die Nacht der Bärin von Kira Mohn

INFO

Einzelband – 24€ – Hardcover – 288 Seiten – Roman – ISBN: 9783365006559 – ERSTERSCHEINUNG: 20.08.2024


Worum geht es?

Es tut mir leid. Es tut mir leid. Es tut mir leid.

Die sechsundzwanzigjährige Jule flüchtet nach einem heftigen Streit mit ihrem Freund aus der gemeinsamen Wohnung. Niemals hätte geschehen dürfen, was geschehen ist. Bei ihren Eltern will sie in Ruhe entscheiden, wie es weitergehen soll. Dann trifft die Nachricht vom Tod ihrer Großmutter ein, und damit tun sich Abgründe auf. Warum hat Jules Mutter nie von ihr oder der eigenen Kindheit erzählt? Als sie gemeinsam den Nachlass der Großmutter in dem Haus am Waldrand ordnen, findet Jule Spuren lang zurückliegender Ereignisse, die bis in die Gegenwart hinein ihre zerstörerische Macht entfalten.

Quelle

Warum wollte ich es lesen?

Die liebe Federmagie hat auf Instagram so von dem neuen Buch von Kira Mohn geschwärmt, dass ich es auch unbedingt lesen wollte. Mir hat die Leuchtturm-Trilogie der Autorin schon sehr gut gefallen, weshalb ich mit dem Lesen auch nicht warten konnte.

Wie war es?

Achtung: Diese Rezension enthält Spoiler zum Inhalt des Buches.

Meine Meinung:

Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich das Thema des Buches direkt erwähne und wie offen ich damit umgehe. Und ich habe mich dazu entschlossen einfach frei zu sagen, was ich denke, da dieses Buch so unglaublich wichtig ist. Denn Tabu Themen sollten kein Tabu mehr sein.

Das Buch behandelt ein Thema, das oft im Verborgenen bleibt – häusliche Gewalt – und es ist schwer, Worte zu finden, die dem gerecht werden. Schon nach den ersten Kapiteln wurde mir klar, dass mich eine sehr intensive und emotionale Reise erwartet. Die Geschichte entfaltet sich auf zwei Zeitebenen: einer Vergangenheit, in der Anna und Maja mit ihrer Mutter unter der Gewalt des Vaters leiden, und einer Gegenwart, in der Jule, Annas Tochter, mit ähnlichen Problemen konfrontiert wird. Diese zwei Perspektiven bieten einen tiefen Einblick in die Tragweite familiärer Gewalt und deren Auswirkungen über Generationen hinweg.

Häusliche Gewalt betrifft viel mehr Menschen als man vielleicht denkt. Und nicht jeder kommt aus dieser Spirale wieder raus. Auch ich war davon betroffen. Und auch wenn man sich von den Personen räumlich trennen konnte, blieb der psychische Terror und ich konnte einfach nicht die Verbindung kappen. Denn es sind ja deine Eltern. Aber nur weil es deine Familie ist, muss sie dir nicht gut tun. Und nicht alles, was deine Eltern tun ist richtig.

Kira Mohn hat es geschafft, die schrecklichen Ereignisse behutsam und dennoch erschütternd realistisch zu schildern. Besonders beeindruckend war, wie ausdrucksstark die Emotionen beschrieben wurden – als Leser
fühlt man sich geradezu mitten ins Geschehen hineingezogen. Die Erinnerungen an Annas und Majas Kindheit, die grausamen Details und die ständige Angst, haben mich tief berührt und zum Nachdenken gebracht. Die Welt, die die Mädchen sich im Wald erschaffen, bot einen Kontrast zur bedrückenden Realität und war gleichzeitig ein symbolischer Zufluchtsort, der später im Buch eine tiefere Bedeutung bekommt.

Der Schreibstil von Kira Mohn hat mich emotional vollkommen gefesselt. Ich habe förmlich die Luft angehalten, als immer mehr Details der Vergangenheit ans Licht kamen. Die Spannung und das beklemmende Gefühl begleiteten mich durch die gesamte Geschichte, bis hin zu einem Ende, das mich tatsächlich überraschte.

Besonders der Wald als sicherer Rückzugsort für die Mädchen war eindrucksvoll beschrieben. Er vermittelte Ruhe und Schutz, bis man gegen Ende des Buches die volle Bedeutung der Bärin und der Symbolik dahinter begreift.

Abschließend:

Eine absolute Leseempfehlung – vor allem für diejenigen, die sich mental in der Lage fühlen, sich mit schwierigen Themen auseinanderzusetzen.

Vielen lieben Dank an NetGalley und HarperCollins für das Rezensionsexemplar!

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